Meine Frage neulich, ob ihr renovierte Wohnungen vorzieht oder auch selbst Hand anlegen würdet, kam natürlich nicht ohne Grund. Eine aktuelle Besichtigung hat dazu geführt.
Die Wohnung: mit recht großen Zimmern, aber sehr verwohnt. Überall Teppichboden (und ich habe Teppich in meinen neun Jahren in dieser Wohnung hier hassen gelernt), noch dazu ein grässlicher, heller. Streichbedarf überall. Eine alte Küche ohne Geräte, aber gut, ich hab schon schlimmere gesehen. Geräte muss man allerdings anschaffen. Ein ordentliches Bad, ein großer (wirklich sehr großer) Kellerraum. Ein brandneuer Balkon.
Auf der Plusseite also vier Zimmer, vier vor allem ausreichend große Zimmer; eine Mischung aus ruhiger Lage und Nähe zu ÖPNV und Einkaufsmöglichkeiten. Ein Haus mit insgesamt nur 3 Parteien. Kein Winterdienst.
Auf der Minusseite 100 renovierungsbedürftige Quadratmeter: streichen, alle Teppiche entfernen. Im Eßbereich gab es Flecken an der Decke von einem offensichtlichen Wasserschaden (hats da reingeregnet, wars der Mieter oben drüber? Vergessen, das zu fragen). Was uns aber besonders ins Grübeln bringt: die Sandwich-Situation im Haus, die man einnehmen würde.
Es gibt nämlich einen kleinen Garten. Der gehört offiziell zu keiner der Wohnungen, wird aber nur von einer Partei benutzt und von dieser auch offenbar vehement verteidigt. Die andere, im Haus verbliebene Partei hat das so hingenommen, die verstehen sich laut der Hausverwaltung gut miteinander. Aber eine verbindliche Regelung, wem der Garten gehört oder dass ihn alle Parteien nutzen können, die gibt es nicht. Nur den vagen Hinweis des älteren Herrn der Hausverwaltung, dass sie sich mit den Mietern darum schon mehrfach gestritten haben und nun, sinngemäß, dazu keine Lust mehr habe und die machen lassen.
Es geht uns jetzt gar nicht um dieses Fleckchen Grün da unten im Hof. Aber diese Andeutungen lassen doch auf ein nicht ganz so reibungsloses Miteinander schließen. Drei Parteien im Haus, das ist sicher schön. Aber wenn man als Dritter in ein gefestigtes Verhältnis von zwei älteren Mietparteien kommt, das kann schon Konflikte geben. Auf alle Fälle hinterlässt es keinen so guten Eindruck.
Genauso komisch wirkt es, wenn der Hausverwalter extra auf die gestapelten Säcke im Keller hinweist und dass, wenn einen dies stören würde, man sich später noch an anderen Sachen stören würde. Die Säcke waren halt dort so hingeworfen. Nun wäre uns auch das egal, so lange nicht eines Tages der ganze Keller vollgemüllt wäre und man nicht mehr durchkommt. Aber in den Worten des Verwalters war wieder diese geheime Resignation, das man dagegen nichts tun könne. Gleichzeitig betonte er jedoch, dass man "mit ihnen reden" könne, auch wenn man mal eine Miete nicht zahlen könne (das sagte er mehrfach, auch das hinterließ irgendwie einen komischen Eindruck). Vielleicht liegt es daran, dass die Hausverwaltung nicht aus Stuttgart ist, deshalb selten vor Ort, keinen Überblick hat?
Ich finde es ja gut, wenn nicht dauernd ein Vermieter hinter einem steht und darauf besteht, dass die Säcke ordentlich gestapelt werden, dass wieder mal geputzt werden muss oder sonst etwas. Aber dass man keinen Ansprechpartner hat, wenn es eben auch mal menschelt und man nicht weiterkommt? Es wurde ausdrücklich betont, dass sich die Hausverwaltung nicht für Streitigkeiten verantwortlich fühlt. Das ist bis zu einem gewissen Grad ja auch korrekt. Aber wenn man das weiterdenkt: was ist, wenn es um Sachen geht, die einfach mal geregelt werden müssen? Wie das mit dem Garten, beispielsweise. Das ist doch keine Sache, wo einer bestimmen darf und die andern müssen es hinnehmen.
Es war hier diese Art und Weise, wie bestimmte Dinge betont wurden, die uns erst recht darauf aufmerksam gemacht hat. Wir spekulieren, dass es durchaus mal Ärger gegeben hat im Haus. Dass sich "die da unten" und "die da oben" gut verstehen, aber mit den Vormietern hat man sich vielleicht nicht so gut gelegen. Na ja. Es sind nur Spekulationen und man kann sich fragen, warum einen das alles interessieren sollte. Für uns sind das Dinge, die in die Bewertung mit eingeflossen sind.
Wir haben neun Jahre lang in unserer Wohnung gewohnt, weitgehend ohne Probleme. Wir sind seit ein paar Jahren eine Familie, wir ziehen nicht ständig um, wir sind ausgesprochen seßhaft und wollen auch in der neuen Wohnung lange bleiben. Die bezahlbaren 4-Zimmer-Wohnungen sind selten, das ist Fakt. Aber darf man wirklich nicht auch Wert darauf legen, dass das Umfeld stimmt?
Letzten Endes flog die Wohnung dann aber doch raus, weil wir kurz danach ein größeres, schöneres und nicht viel teureres Objekt anschauen durften. Wo man zwar vielleicht auch mal wieder streichen könnte, aber wo man nicht noch Böden rausreißen und neue verlegen muss. Mit gleich zwei großen Balkonen und einem offenbar reibungslosen Hausklima. Eine Wohnung, die wir uns gut vorstellen könnten. Ein gutes Bauchgefühl. Das ist doch wichtiger, als man denkt.
Ihr habt wirklich Glück mit der Wohnung gehabt. Hier in München, wo die Mietpreise astronomisch hoch sind, sind sogar kleine WG Zimmer, die rund 500-600 Euro kosten und so teuer wie 2-Zimmer Wohnungen wie in bestimmten Teilen Deutschlands sind, sehr heiß umkämpft. Und trotz der hohen Preise zieht es die meisten Leute nach München.
Ich bin vor Kurzem übrigens in eine kleine, aber zentrale Bude eingezogen. Die wollte natürlich keiner haben, weil da handwerklich noch viel getan werden musste. Unter anderem fehlte die Küchenzeile, Waschmaschine musste noch eingebaut werden und natürlich mussten noch Küchengeräte gekauft werden. Ich habe im Internet und im Baumarkt Möbel und Heimwerkzeuge gekauft, hier bei Bosch tolle Küchenaccessoires gekauft und für das Interior Design tolle Bilder gekauft und nun sieht die Wohnung absolut klasse aus.
Vor dem Umzug sollte man deswegen die Bude nach dem individiellen Geschmack genau anschauen.