Wer eine Wohnung mieten möchte, muss heutzutage so einiges von sich preisgeben. Die »freiwillige« Mieterselbstauskunft beispielsweise.
In die trägt man neben seinen persönlichen Daten je nach Formular gerne noch folgendes ein:
- Name, Anschrift und Telefon des vorherigen Vermieters,
- monatliches Nettoeinkommen (bitte mit Nachweis),
- welche Musikinstrumente man spielt,
- warum das bisherige Mietverhältnis gekündigt wurde,
- welche Arten von Schulden man in welcher Höhe wo hat,
- ob man mal einen Haftbefehl bekam,
- ob man in den letzten Jahren Konkurs anmelden musste,
- die Personalausweisnummer,
- ob man eine Privathaftpflichtversicherung hat,
- ob man einen Kredit aufgenommen hat,
- ob man in der Lage ist, die Kaution zu bezahlen,
- wo man in den letzten fünf Jahren überall gewohnt hat,
- ob man Unterhalt zahlen muss,
- ob Räumungsklagen anhängig sind...
Die Mieterselbstauskunft ist dann in der Regel mit
Einkommensnachweisen, Personalausweiskopien, Schufa-Auskunft und wahlweise sonstigen Beweisen für die Lebens- und Mietfähigkeit einzureichen. Man darf übrigens auch mal die Unwahrheit sagen, wie in diesem Artikel der Süddeutschen dargelegt wird. Bei fehlenden Angaben müsse man aber eben damit rechnen, die Wohnung einfach nicht zu bekommen.
Schon traurig, dass man all das Zeug heute alles »freiwillig« ausfüllt. Wir mussten übrigens jetzt mal VOR einer Besichtigung eine Bestätigung des Vermieters einholen, dass wir keine Mietschulden haben. Das fanden wir wirklich grenzwertig. Und haben es trotzdem ausgefüllt.
Wenn man die Wohnung nicht mieten sondern kaufen will, dann ist sowieso plötzlich alles ganz anders.
Klar, bei Kauf ist alles anders. Da hat so etwas niemand von uns verlangt ;) Ist ja klar, man zahlt und das war's, ob du dann noch deine laufenden Kosten tragen kannst, interessiert niemanden (außer dich selbst und den Energieversorger, zum Beispiel).
Wir hatten ehrlich auch kein Lust, diese Infos zu liefern, aber wir können ja nun auch nicht mehr wählerisch sein. Interessanterweise ist der mit der Vermieterauskunft vor Besichtigung der erste, der sich tatsächlich nicht gleich zurückgemeldet hat.
Das schlimme daran ist ja wirklich, dass man den Quatsch mitmacht. Man hat ja keine andere Wahl, von „Freiwillig“ kann schlicht nicht die Rede sein.
Klar kann man sagen: da mache ich nicht mit. Das geht, wenn ein Überangebot an Wohnungen herrscht, da werden die Vermieter sich das auch so dreist nicht trauen. Aber in Stuttgart ist es eben anders, zumindest was Wohnungen mit 4 oder mehr Zimmern anbelangt …
Aus der Sicht eines Wohnungssuchenden mag das vielleicht alles übertrieben wirken.
Das ist zugegeben auch lästig, nicht nur für dich, auch für den Vermieter.
Aber wenn du da den Vermieter kritisierst, dann trifft das nur bedingt den richtigen.
Das sind Schutzmaßnamen gegen Mietnomaden. Wenn du mal so einen drin hast bekommst du den so schnell nicht mehr raus.
Und der Staat lässt den Vermieter da auch ziemlich alleine.
Es ist recht frustrierend wenn da jemand über Monate deinen Wohnung besetzt, runterwohnt, du nicht nur Mietausfällen sondern auch noch alle möglichen sonstigen Kosten hast und irgendwann wenn's mal nicht mehr geht ist der dann über Nacht verschwunden und du hast eine Wohnungsruine.
Und das führt dann dazu, dass Mieter sich gezwungen sehen zu solchen Selbstschutzmaßnahmen zu greifen.
Ich find das auch nicht prikelnd, das sind eigentlich sensible Daten.
Aber hat jemand einen besseren Vorschlag wie ein Vermieter sich sonst vor schwarzen Schafen schütze kann?
Das mit den Mietnomaden sehe ich schon ein. Allerdings bekamen wir diese Selbstauskunftsgeschichten teilweise auch bei hochpreisigen Mietwohnungen, mit zwischengeschaltetem Makler, da gehe ich schon davon aus dass sich das entsprechende Volk doch da gar nicht erst hinwendet? Was ist denn mit dieser angeblichen Liste, wo Mietnomaden aufgeführt werden? Gibts die wirklich?
Also das mit den Mietnomaden und der Gesetzeslage ist wirklich der Grund. Ein Mieter hat auf den ganzen Aufwasch keine Lust.
Aber auch ein Makler macht das, nicht um Daten zu sammeln (der hat sich ja dreimal an das Datenschutzgesetzt zu halten) sondern um Leute auszufiltern. Vermieter machen ja auch Vorgaben wen sie nicht haben wollen und zusätzlich muss er natürlich dafür sorgen dass auch keine Mietnomaden reinkommen.
Das letztere sich bei hochpreisigen Wohnungen oder Wohnungen über Makler nicht ranwagen kannst du getrost vergessen. Das sind so ausgebuffte Leutz, denen ist alles egal.
Ja, besonders in Stuttgart ist Wohnungssuche noch ein richtiges Abenteuer. Wir (Selbstständiger + Freundin die beim Staat mit befristetem Vertrag arbeitet + Hund) haben fast ein Jahr lang gesucht.
Dabei haben wir dann auch einiges an "Maschen" erlebt. Z.B. eine absolute Bruchbude (via Makler vermittelt) bei der man erstmal den Vertrag unterschreiben sollte und die Kaution zahlen, bevor der Vermieter (ein Architekt) die Wohnung in Ordnung bringt.
Das Mietnomanden nicht in hochpreisliche Wohnung gehen ist ein Irrtum.
Die haben genau so mit der Problematik zu kämpfen wie Ließchen Müller die sich so doch eigentlich nur die Rente sichern wollte.
Es gibt mehrere Listen für Mietnomanden soweit ich weiß. Nur ob es die auch "wirklich gibt" kann ich dir gerade nicht sagen.
Dass man Menschen die unverschuldet in eine Notlage kommen nicht so einfach aus der Wohnung werfen kann, finde ich ist wirklich eine super Sache. Das finde ich mehr als angemessen.
Nur dass dadurch auch Personen geschützt werden die das absichtlich ausnutzen, und das Risiko trotzdem auf den Vermieter abgewälzt wird find ich nicht ok.
Da geht es jetzt nichtmal um das finanzielle Risiko, sondern auch einfach um ein staatlich gedecktes Unrecht das selbstjustiz und einen bürgerlichen Präventismus-Wahn generiert.
Da wird ein gesellschaftliches Problem auf Einzelpersonen / Firmen abgewälzt und die greifen dann zu dilettantischen, und offensichtlich überzogenen Gegenmaßnahmen.
Das Problem ist, die die wirklich darunter Leiden müssen sind die anständigen Personen auf Wohnungssuche und solche die Tatsächlich unverschuldet in eine Notlage gekommen sind.
Weil an denen bleibt, wie du das ja schön beschrieben hast, die Arschkarte kleben.
Ein Teil der Fragen zielt ja auch offensichtlich drauf ab Risiko Personen aus zu filtern die zwar keine Nomanden sind, aber trotzdem in Liquiditätsengpässe kommen könnten.
Wie gesagt, Symptome eines gesellschaftliche Problems, dass nun auf nichtstaatlicher ebene mangels gesetzlich akzeptabler Regelungen, in x-facher Ausführung alleine gefixt wird.
Meine Mutter hatte auch eine Mietnomadin drin, und ist sie erst nach Räumungsklage mit Zwangsräumung losgeworden. Die Wohnung war danach weitgehend hinüber.
Keine Frage, als Vermieter will man sich absichern – und in dem eben geschilderten Fall hätte es gereicht, auf den gesunden Menschenverstand zu hören.
Dennoch halte ich es für unverschämt, was manche Vermieter verlangen. Das schlimme dabei ist: sie kommen auch noch durch, man hat als Interessent ja keine andere Wahl.
Ja, da geb ich dir recht.
Bei den Vermietern gibt es eben auch schwarze Schafe, die dann die Mietnomaden-Problematik vorschieben, und dann versuchen eine eigentlich unzulässige "Mieteroptimierung" durchzuführen.
Aber das ist ein Problem, das auf einer Ebene gelöst werden müsste, der ich leider 0 Problemlösungskompetenz / bzw 0 Interesse zubilligen kann.
Das Problem existiert ja schon so lange, dass man da auf keine anderen logisch begründbare Schluss kommen kann.
Ich habe meinen Vermieter gefragt, ob das unbedingt nötig sei.
Da hat er nein gesagt.
Bekommen habe ich die Wohnung trotzdem.
Leute, bitte:
Das "Dann kriegt man die Wohnung nicht" gilt nur bedingt. Wenn ihr schon so weit seid, seid ihr knapp vor eine Unterschrift unter dem Mietvertrag, da kann man durchaus den Mund aufmachen und mal nachfragen statt aus Angst stumpf alles aufzufüllen, was man unter die Nase bekommt!
Hm, wir waren jetzt leider nur nie "knapp vor der Unterschrift". Alle Vermieter/Makler wollten diesen Kram entweder schon VOR einer Besichtigung haben oder direkt danach. Dann aber war man immer Nummer xyz in einer langen, langen Reihe von Interessenten. Oder es kam nie dazu, weil die Wohnungen doch häufig ziemlich von den Beschreibungen und Bildern abweichen... ;)
Da gibt es wahrscheinlich starke regionale Unterschiede. Wer in Stuttgart eine 4-Zimmer-Wohnung vermietet und das entsprechend breit anbietet, der hat gleich dutzende Interessenten. Und da wird das teilweise schon zum Vorfiltern genommen. Die Angaben werden hier auch nicht erst kurz vor der Unterschrift verlangt, sondern teilweise bevor man die Wohnung besichtigen kann oder zumindest wenn man sich für die Wohnung interessiert. Wer keine Angaben macht fliegt also gleich raus.
Die Mietschuldbefreiung ist ja fast schon usus.
Wir haben unser Haustier (Hund --> Mops) angemeldet und mussten sogar für den eine "Auskunft" ausfüllen.
Welche Rasse, Wann er geboren wurde und wir MUSSTEN ein Foto beilegen. Nicht das es plötzlich ein Kampfhund ist oder wie auch immer.
Und das ganze wozu? Das die Nachbarn sich dennoch gleich am ersten Wochenende aufregen, weil der Kleine "Laute von sich gibt". Tja, auch ein Tier muss sich an die neue Umgebung gewöhnen ... .