Zum ersten Mal schauen wir uns nun eine Neubauwohnung an. Diese liegt in einem kleinen Haus mit nur 8 Parteien, das in einem gewachsenen Viertel errichtet wurde. Nicht wirklich zentral gelegen und auch in einem recht weit entfernten Stadtteil, aber wir kalkulieren unsere Möglichkeiten und sind ohnehin auf Kompromisse eingerichtet.
Der Verkäufer ist kein Makler, sondern Mitarbeiter des Bauträgers, das heißt eine Provision fällt in diesem Fall nicht an. Wortlos führt er uns ins Souterrain. Wir bemerken, dass alle anderen Wohnungen im Haus bereits verkauft sind und fragen uns insgeheim, warum noch eine einzige leersteht – das Wohnzimmer ist hell und groß, der Garten sehr schön. Wir sehen uns selbst um, denn der Verkäufer sagt keinen Ton, erklärt nichts und führt uns auch nicht herum. Auf offensichtliche Hinweise (»Wir hatten keine Zeit mehr das Expose anzuschauen«) steigt er nicht ein. Er lässt uns einfach machen.
Später fragen wir uns, ob das einfach Resignation war. Denn schnell merken wir natürlich, warum die Wohnung immer noch frei ist. Nicht etwa, weil es die Musterwohnung war (das Haus ist seit ca. drei bis vier Monaten fertig gestellt, die anderen Eigentümer leben schon eine Weile hier). Sondern weil das Souterrain bei drei Zimmern voll zuschlägt. Man schaut von drei Fenstern auf eine graue Betonwand - hier wurde das Erdreich ausgehoben und mit Betonplatten abgesichert. Bei zwei Zimmern ist das nicht ganz so extrem, aber man merkt schon, dass es dort nicht sonderlich hell ist. Bei einem Zimmer jedoch ist es ganz arg, die Wand nimmt die ganze Fensterfläche ein und ist nur wenige Zentimeter vom Fenster entfernt. Dies sei das Hobbyzimmer, meint der wortkarge Verkäufer. In der Tat wird die Wohnung in der Anzeige als 3-Zimmer-Wohnung mit Hobbyraum beschrieben. Wir dachten allerdings, der Hobbyraum befände sich im Keller. Aber nein, WIR sind ja schon unten ;)
Einen Kellerraum gibt es allerdings auch, wenn auch nur einen Lattenverschlag, und einen Waschraum. Sogar einen Tiefgaragenplatz gibt es – den muss man dazukaufen, man könne ihn ja aber vermieten. Wir sind auch nach dieser Besichtigung ziemlich ernüchtert und verstehen vor allem nicht, warum der Verkäufer gar nicht erst versucht hat, uns diese Wohnung ein wenig ansprechend anzubieten.
Der schöne Garten hätte uns schon gefallen, die drei dunklen Zimmer ohne Aussicht weniger. Zwar ist die Wohnung mit 249.000 Euro für einen Neubau vergleichsweise preisgünstig, es kommt aber noch der Stellplatz von 15.000 Euro hinzu, und es handelt sich um die Musterwohnung, was man am schon recht angegriffenen Laminat auch sehen könnte. Man müsste diese Wohnung also noch einmal deutlich herunterhandeln – und sich mit den grauen Wänden abfinden.
Einzig eine Küche hätte man hier noch dazukaufen müssen, sonst hätte man rein gar nichts machen müssen. Aber die grauen Wände machen depressiv. Jedenfalls scheinen das auch alle anderen potenziellen Käufer so zu sehen. Monate später wird diese Wohnung als Mietwohnung angeboten, für nicht gerade günstige 1100 Euro im Monat kalt. Das ist ein Quadratmeterpreis von über 11 Euro. Der Stuttgarter Mietspiegel erfasst zwar keine Wohnungen ab 2008, aber bis 2008 liegen selbst supertolle Wohnungen in diesem Mietspiegel bei höchstens 10,60 Euro pro Quadratmeter.
In der Zwischenzeit ist die Wohnung schon seit einigen Wochen zur Miete angeboten. Muss ich noch mehr sagen? ;)
wahnsinn - ich finde 249000 fuer einen neubau im mehrfamilienhaus und dann noch souterrain nicht wirklich preiswert! und wenn man dann noch bedenkt, dass man in 3 zimmern eine betonwand vor der nase hat? manche architekten gehoeren geschlagen und manche anscheinend auch...
ich sag's dir ja immer wieder: kommt in den scharnhauser park, hier gibt's fuer den preis ein ganzes reihenhaus mit garten (ok, garten hat dann nur briefmarkengroesse, aber die stadtbahnanbindung ist GENIAL!) ;)))
Allein die Erwähnung des Wortes "Souterrain" in einer Wohnungsanzeige weckt bei mir die Vision "Kellerloch". Ich bin bei der Besichtigung noch nie enttäuscht worden. :(
Das wird ja in der Anzeige nicht erwähnt. Nicht einmal Gartengeschoß oder etwas ähnliches. Meiner Ansicht nach könnte aber auch diese Wohnung einen Besitzer oder Mieter finden - wenn die Wohnungsbaufirma erstens den Preis senken und zweitens mit der Geschichte offensiv umgehen würde. Wenn man die Nachteile entsprechend verkauft und überhaupt mal erwähnt, dass die tolle Wohnung einen kleinen Makel hat, würde das gleich anders rüberkommen.